Die Geschichte der deutschen Nutzfahrzeugindustrie
Die Geschichte der Nutzfahrzeuge reicht lange vor das Zeitalter der Elektromobilität zurück. Die ersten elektrisch betriebenen Nutzfahrzeuge entstanden erstaunlicherweise jedoch ebenfalls schon sehr früh. In Deutschland begann die Entwicklung motorisierter Nutzfahrzeuge ab dem Jahr 1895. Während in England im Rahmen der industriellen Revolution zunächst auf mit Dampfmaschinen angetriebene Nutzfahrzeuge gesetzt wurde spielte die deutsche Industrie, neben den USA und Frankreich eine Vorreiterrolle in der Motorisierung von Nutzfahrzeugen. Carl Benz konstruierte und baute bereits 1895 den ersten Omnibus mit Verbrennungsmotor. Dieser bot 8 Sitzplätze und erreichte mit seinem 5PS starken Antrieb eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 15 km/h. Der Bus ging in den Linienbetrieb im Siegerland zwischen Siegen und Netphen. Die Kombination aus Vollgummireifen, schlechter Federung und maroder Straße führte jedoch dazu, daß die Linie wenige Monate später schon wieder eingestellt wurde.Ein Jahr später folgte der erste LKW mit Verbrennungsmotor. Jedoch nicht von Carl Benz, sondern von Wilhelm Maybach konstruiert und von der Daimler-Motoren-Gesellschaft gebaut. Der 4PS Motor schaffte eine Spitzengeschwindigkeit von 12 km/h. Die maximale Nutzlast betrug 1,5 Tonnen. Kurz darauf legte Daimler weitere Modelle nach mit bis zu 10PS und bis zu 5 Tonnen Nutzlast.
1899 wurde das erste Elektronutzfahrzeug, das „Lohner-Porsche-Elektromobil“ in Zusammenarbeit von Ferdinand Porsche mit der Wagenfabrik Ludwig Lohner & Co. entwickelt. Hier kamen erstmals 2 Radnabenmotoren mit je 2,5PS in der Vorderachse zum Einsatz. Diese wurden von wiederaufladbaren Batterien betrieben. Das Fahrzeug rief bei seiner Vorstellung auf der Weltausstellung 1900 große Resonanz hervor. Der Radnabenantrieb wurde bis 1920 von 20 LKW Produzenten insbesondere für den kommunalen Einsatz weiterentwickelt.
Zeitgleich entwickelte Siemens&Halske einen Duo-Bus der neben einem Verbrennungsmotor von 4 Elektromotoren zu je 7,5PS angetrieben wurde. Die Batterien wurden durch elektrische Oberleitungen geladen. Dieser Oberleitungsbus wurde z.B. in Berlin im Linienverkehr eingesetzt.
Nach 1920 verloren die Elektroantriebe im Nutzfahrzeugbereich zunehmend an Bedeutung und 6-Zylinder Verbrennungsmotoren setzen sich durch.